Angespielt: Hohokum

Kennt einer von euch noch NobyNobyBoy? Das Ding als Spiel zu bezeichnen mag vielleicht etwas zu weit gehen, aber immerhin hat man ein Wurmwesen gesteuert… man konnte damit Dinge machen (Objekte und weitere Wesen fressen und diese wieder auspupsen)… allerdings: Was genau man da eigentlich so macht, war und ist ein Rätsel. Man sollte auch keine hoch philosophische Dinge in das Spiel… oder besser… „Nicht-Spiel“ hinein interpretieren. Man hat sich damit seine Zeit vertrieben, ob nun sinnvoll, oder nicht, sei mal dahin gestellt und wenn man alles richtig gemacht hat, gab’s als Bonus noch Albträume dazu. Jedenfalls: NobyNobyBoy war ein faszinierendes Dingsbums.

Und nun steht Hohokum vor der Tür. Im kommenden Jahr soll das „Spiel“ für die PS4, PS3 und PS Vita erscheinen. Wieder ist es ein Stück Software, bei dem man nicht so weiß, was sich der Erfinder (in dem Fall Honeyslug) sich so dabei gedacht hat. Es ist unterhaltsam, obwohl man zunächst keinen blassen Dunst hat, was zur Hölle eigentlich vorgeht und wenn man ganz genau hinschaut, kann man sogar etwas Gesellschaftskritik erkennen. Mit viel Fantasie. Und einer Überdosis Koffein.

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Was ist Hohokum?
Ich saß nun vor der PS4, den Controller in der Hand und blickte auf den knallbunten Bildschirm. Darauf wuselte auch schon die Spielfigur herum: Eine Regenbogenschlange. Oder was auch immer. Alle Level stehen von Anfang an frei zur Verfügung… was man aber auch erstmal heraus finden muss. Man klickt also eine Taste und klingelingeling startet man ins große… Abenteuer.

Da flog nun also dieses Wurmdings durch die Landschaft… ein blauer Hintergrund, auf dem hier und da einige grüne Inseln herumflogen, die teilweise bewohnt waren (sehr freundliche Figuren, so scheint es) und hatte überhaupt keine Ahnung, was ich jetzt anfangen sollte. Anweisungen gibt es keine. Nun… eine zumindest… wie ich das Wesen beschleunigen und abbremsen kann. Das war’s auch schon. Muss reichen. Ich flog nun um die Pflanzeninseln herum und… hui… manchmal macht es pling und es bewegt sich etwas… warum genau… man weiß es nicht.

Mehr Erfolg hatte ich, als ich auf eines der Wesen zuflog. Es sprang sofort auf den Rücken meines fliegenden Regenbogenwurms und freute sich wie ein frisch paniertes Schnitzel. Die Freude wurde gar größer, als ich Vollgas gegeben hab. Das Wesen flatterte mit den Armen und… ich glaube… es hatte ein großes Grinsen im Gesicht.

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Bisher mag man es mir vielleicht nicht glauben, aber dieses irre Farbenspiel, was die Landschaft bot und dieser Wurm, sowie die Bewohner der Landschaft (nach einiger Zeit konnte ich alle auf meinen Rücken versammeln und flog mit ihnen durch die Gegend), bereiteten eine seltsame, kindische Freude in mir. Ernsthaft! Keine Ahnung, was ich da machte, aber ich hatte Spaß!

Da Ding ist, man muss irgendeinen Kram machen und freut sich dann wie ein Schneekönig, wenn sich irgendwas bewegt. Es war eine große Überraschung, als ich herausgefunden hab, dass diese Wesen ganz gerne große braune Zapfen aufsammeln. Also flog ich solange herum, bis jeder Passagier einen braunen Zapfen hatte. Toll! Und jetzt? Wieder fliegt man durch die Gegend, nicht wissend was zu tun ist, bis man eine bestimmte Insel erreicht hat, wo plötzlich alle Passagiere den Regenwurm verlassen. Aus den braunen Zapfen wurden urplötzlich farbenfrohe Drachen (also nicht diese feuerspuckenden Echsen, sondern die aus Papier) und die Leutchen, die gerade noch auf meinem Rücken ritten, hatten ihre größte Freude, die Dinger im Wind steigen zu lassen. So schön!

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Nachdem in dem Level nichts mehr zu holen gab, zog ich weiter, in dem ich einige Kreise anflog, mit denen ich ein Levelportal aktivierte. Es erwartete mich eine neue Welt, mit einer noch absurderen Landschaft. Und diese hatte es in sich. Wieder flatterte ich eine Ewigkeit durch die Gegend, bis ich herausgefunden hab, was man überhaupt von mir will. Es galt irgendwie eine Maschine in Betrieb zu setzen. Dazu musste ich… und das klingt in gewisser Hinsicht ziemlich hart… sowas wie Bienen dazu ausbeuten, dass sie große gelbe Bobbel mit Füllung im Level verteilen. Nach getaner Arbeit… flogen sie leblos zu Boden. Das tat mir unheimlich leid. In der Mitte der Welt hingegen freute sich der Obermotz der Maschinerie, wenn der Rubel rollte. — Was sollte das denn nun? Versteckte Gesellschaftskritik? Im Prinzip konnte ich ja selbst entscheiden, ob ich nun weiter die armen Bienen aufwecke und zur Arbeit schicke, oder das Level einfach verlasse, allerdings mit den Bangen Gedanken im Hinterkopf, ob ich nun das Level erfolgreich beendet habe, oder nicht. Ein paar Mal flog ich durch die Scharen von leblosen Bienen, die am Grund des Levels lagen, hindurch, mit der Idee, sie irgendwie wieder zum Leben zu erwecken. Nichts. Sie flogen zwar durch die Luft, segelten aber wieder zu Boden und blieben liegen. Entmutigt zog ich von dannen in ein neues Level…

Man kann zu jeder Zeit wieder in ein Level zurück um… Dinge zu erledigen, oder einfach nur rumzufliegen. Man weiß ja nicht wirklich, welches Ziel man hat, was gleichermaßen befreiend ist, da man vor sich hin wursteln kann, auf der anderen Seite fühlt man sich doch ein wenig verloren… manchmal. Doch geht es überhaupt darum, ein Ziel zu haben? Kann man sich nicht einfach mal für eine Zeit treiben lassen? Die Seele baumeln lassen? Bunte Farben sehen und wie der Wind durch die Landschaft rasen?

Spiel, oder nicht Spiel. Das ist hier die Frage. Was auch immer der Autor mit Hohokum sagen wollte… obwohl das Spiel absurd und verwirrend ist, macht es unheimlich viel Spaß! Minimal im Design, aber maximaler Fun-Faktor! Überall kann man kleine Details entdecken, wenn man sich Zeit lässt. So reagieren die Figuren mit ihrer Mimik auf bestimmte Begebenheiten. Noch dazu bietet Hohokum eine sensationelle Klangerfahrung, die für eine farbenfrohe Stimmung im Hörkanal sorgt.

Der Titel steht auf alle Fälle auf meiner Wunschliste, wenn er dann im kommenden Jahr erscheint.

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