Im Test: The Sorrowvirus: A Faceless Short Story

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Während es sich bei dem  Film mit Bill Murray noch um eine relativ witzige Story handelte, in der der Hauptdarsteller in einer Zeitschleife gefangen ist und ein und denselben Tag aufs neue Überstehen muss, sieht die Sache in “The Sorrowvirus” komplett anders aus…

Den Spieler erwartet eine zutiefst verstörende Geschichte, in dem man in die Rolle des jungen Wyatts schlüpft, der wegen einer schweren Krebserkrankung im Sterben liegt. Ein Heilmittel gibt es nicht. Doch damit wollen sie die Eltern des jungen Manns nicht zufrieden geben. Und hier startet der schaurige Part der Geschichte…

Anstatt den Sohn von seinem Leiden zu befreien, wenn er aus dem Leben tritt, haben sich die Eltern entschlossen, ihm den dem Spiel Namen gebenden “Sorrowvirus” zu verabreichen. Dieser “Virus” verhindert, dass die Seele endgültig ins Jenseits reist. Stattdessen verbleibt sie im “Fegefeuer”, wo der Körper Wyatts von seinem Krebs befreit wird und scheinbar geheilt wieder ins Leben gerufen werden kann. Scheinbar.

Der Krebs jedoch lässt sich nicht aufhalten und kehrt zurück. Jedesmal. Und jedesmal immer schneller, sobald Wyatt erneut einen Höllentrip im Fegefeuer überleben musste. Jedesmal, wenn der Krebs sein Leben nimmt. Und die Eltern hören nicht auf ihren Sohn immer wieder und wieder in eine alptraumhafte Welt zu schicken, wo ihr Sohn die abscheulichsten und schmerzhaftesten Leiden ausgesetzt wird, was vielleicht noch schlimmer ist, als seine Krebserkrankung. Doch was tun? Immer und immer den Sohn in eine regelrechte Hölle zu schicken, mit der Hoffnung, endgültig ein Heilmittel zu finden? Oder den Sohn endgültig von seinen Schmerzen zu befreien, damit die arme Seele endlich Ruhe finden kann, was freilich nicht minder schmerzhaft ist, aber weniger einer Folter für Wyatt gleicht…

Walking in the Puzzle-Horror-Land…

Die Geschichte selbst hat schon mal ein hohes Potential für ein Psycho-Horror-Spiel, in dem der Spiel Hand in Hand mit Wyatt langsam dem Wahnsinn verfallen. Damit jedoch geben sich die Entwickler nicht zufrieden, und packen diverse Puzzle in das Spiel ein, die dem rein psychologisch frustrierenden Horrortrip noch eine oben drauf setzen. Nicht aber, weil die Rätsel unglaublich schwer sind. Das gelegentliche Finden von diversen Kombinationen, die für das Öffnen einiger Türen benötigt werden, oder das anzünden von Kerzen, ist hierbei noch die leichteste Übung. Wirklich frustrierend wird es, wenn man diverse Objekte im Spiel finden muss, um den Fortgang freizuschalten. Scheinbar ist man auch hier gezwungen, immer und immer wieder Kreise zu ziehen, bis man endlich die (beispielsweise) benötigte Puppe gefunden hat, die sich teilweise ziemlich unfair versteckt hat. Bei zwei Spieldurchläufen des Spiels, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das zu findende Objekt nur durch reinen Zufall und wildes Klicken “gefunden” habe. 

Wer nun meint, dass man ja nur genug Kreise ziehen muss, um das benötigte Objekt zu finden, mag vielleicht Recht haben, jedoch gibt es da einen Haken. Die Zeit. Diese tickt unermüdlich und schafft man es nicht, im vorgegebenen Zeitraum das Rätsel zu lösen, bleibt man für bis in alle Ewigkeit im Fegefeuer gefangen. Sprich: Man stirbt. Wie viel Zeit man hat? Einen Timer gibt es nicht, aber zum Glück gibt es günstig gesetzte Checkpoint im nicht ganz bei Null zu beginnen. Dies bedeutet aber nicht, dass man nun “leichtes Spiel” hat. Sorrowvirus versteckt jedes Mal aufs Neue die zu findenden Objekte. Schwierig also auch, wenn ihr auf einen “Walkthrough” hofft. Um die Zeit ein wenig aufzuhalten, reicht es, hin und wieder die im Spiel verteilten Wanduhren anzuklicken. So oft man will. Sofern vorhanden. Monster, die einen jagen und vor denen man sich verstecken muss, gibt es nicht. Allerdings lungern in den Ecken rastlose Seelen, die man besser nicht berühren sollte.

Stairway to Heaven

Um The Sorrowvirus wirklich auch zu 100% zu beenden, reicht, wie bereits erwähnt, ein Durchgang nicht aus. Der Trip durchs Fegefeuer dauert jedoch nicht all zu lange, was somit auch ins Konzept passt, den jeweiligen Turnus in einer Sitzung zu absolvieren. Jedes Mal erwarten den Spieler neue “Details” zu entdecken, sei es was die Story betrifft, aber auch die Spielwelt selbst, die jedes Mal ihr Erscheinungsbild ändert. Und weil die Reisen ins Fegefeuer nicht schon gruselig genug ist, gibt es zudem eine “Hintergrundgeschichte” zu entdecken, die mittels Radio und Tonbandaufnahmen, oder “Stimmen im Kopf” erzählt wird.

Ein Pluspunkt ist auf alle Fälle die dichte und packende Atmosphäre, nicht nur was die Grafik betrifft (die übrigens in der PS% Version um einiges schärfer ist, als die PS4 Version, was unter Umständen für das Auffinden der diversen Objekte von Vorteil sein kann) und freilich auch die musikalische Untermalung, die allein schon ein mulmiges Gefühl in der Magengegend auslöst.

Vollbeschmierte Wände, verstörende Geräusche, Jumpscares und Räume, die sich bei einer Kameradrehung vollständig ändern, vermitteln ein beklemmendes Gefühl und den Wahnsinn, dem der Protagonist verfallen ist und runden das gruselige Gesamtpaket ab.

Die unendliche Horror-Geschichte

The Sorrowvirus: A Faceless Short Story hat durchaus Potential. Allein die zermürbende Geschichte selbst, die die Frage aufwirft, ob und wie lange es ethisch zu vertreten ist, einen unheilbar Kranken bis  in die Unendlichkeit zu quälen, nur weil man sich nicht damit abfinden kann, einen geliebten Menschen zu verlieren. Eine niemals Ende Spirale voller Schmerzen und Verwirrungszuständen und eine packende, gruselige Atmosphäre, die den Spieler in seinen Bann ziehen, wären da nicht die teilweise nervigen Puzzle-Einlagen.