Im Test: Call of Duty Advanced Warfare

Zugegebenermaßen war ich vom letztjährigen „Ghosts“ nicht wirklich überzeugt. Vielleicht lag es in erster Linie auch daran, dass die Story (wie schon seit einigen Jahren) immer schleppender und uninspirierter wirkt. Auch der Multiplayer Modus war jetzt nicht unbedingt das gelbe vom Ei und so verbrachte ich meine rare freie Zeit lieber mit dem Konkurrenten (der allerdings unfassbar viele Fehler hatte und den Spaß ebenso extrem minimierte). Irgendwie fehlt seit Modern Warfare das gewisse Etwas.

Drei Jahre haben nun die Leute von Sledgehammer Games am brandneuen Call of Duty Advanced Warfare gearbeitet. Natürlich hat man das gute alte Prinzip, mit dem CoD so beliebt geworden ist, nicht grundsätzlich über Board geworfen, aber dennoch hat man einiges umgekrempelt und ein paar neue Features hinzugefügt. Am Ende hatte man ein hübsches neues Gesamtpaket, das endlich wieder überzeugen kann.

Bevor man sich nun in den Multiplayer Modus wirft, steht zu Beginn natürlich die Singleplayer Kampagne. Und die ist seit Jahren mal wieder wirklich gelungen (nun… vielleicht bis auf das maue Ende).

Es beginnt alles mit einem vermeintlichen Routine Einsatz der US Armee ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Diese wurde nach Südkorea geschickt, um das Land vor den herein fallenden Truppen der Nordkoreaner zu schützen. Der Einsatz endet vernichtend schlimm. Der Held der Story, Private Jack Mitchell, verliert nicht nur seinen linken Arm, sondern auch noch seinen besten Freund.

Nach einer sehr rührseligen Beerdigung (inklusive „drücke „X“ für deine Anteilnahme“-QTE) lernen wir auch den großen Antagonisten des Spiels kennen: Jonathan Irons, Vater des toten Freundes und gleichzeitig Chef einer privaten Militärorganisation (oder kurz: „PMC“).

In gewisser Hinsicht kann man behaupten, dass Irons an Mitchell einen Narren gefressen hat. Durch seine schweren Verletzungen, ist Mitchell nicht mehr im Stande, seinen ursprünglichen Jobs als Soldat auszuführen. Doch Irons verspricht ihm einen Platz ins einer Organisation ATLAS und spendiert ihm eine teure Operation, in der Mitchell eine voll funktionstüchtige, bionische Armprothese erhält. Wieder mit allen Extremitäten ausgestattet, schlüpft Mitchell ins Programm einer Elite-Truppe, die mit Eco-Skeletten versorgt, übermenschliche Kräfte erhalten… quasi „unbesiegbar“ auf dem Schlachtfeld.

Schnell wird die Sachlage auch ernst, denn eine terroristische Gruppierung namens „KVA“ löst ein nukleares Chaos auf der Welt aus, das die Menschheit beinahe vollends in die Knie drängt. Die großen Militärmächte wie die USA, können der KVA nichts entgegen setzen. Einzig ATLAS hat als PMC nicht nur das größte stehende Heer, sondern auch die nötigen Geldmittel, um Widerstand zu leisten. Dabei kümmert sich ATLAS auch um die Instandsetzung der Infrastruktur, damit ein Leben der Bevölkerung wieder ermöglicht wird. Man könnte meinen, dass Irons mit seiner Organisation nur Gutes im Schilde führt, doch kommt es wie immer anders als erwartet, denn sein Zorn entlädt sich an der Spitze seiner Macht gegen die Führenden der Welt (besonders gegen die USA). Haben die doch den Tod seines Sohnes verschuldet. Das schreit nach Krieg!

Mal abgesehen, dass Call of Duty Advanced Warfare in der Zukunft spielt, hat man sich dennoch darauf besonnen, nicht all zu „abgefahrene“ Waffen ins Spiel zu bringen (gut… es gibt Hover-Bikes, Hover-Panzer… eine Laser ähnliche Waffe…). Kernelement ist das vorhin angesprochene Exo-Skelett. Damit springt man höher (dank einem Doppelsprung erhält man einen Extra-Boost), rutscht schneller in Deckung (auch ganz gut in der Kombi Boost-Sprung und aus dem Sprung heraus in den Gegner grätschen) und erhält damit auch ein paar zusätzliche Gadgets, wie etwa ein kugelsicheres Schild, oder auch die Möglichkeit, sich kurzzeitig zu tarnen, wobei es hier natürlich wieder Technologien gibt, die die Tarnung auffliegen lassen. Mit dem Exo-Skelett jedoch, gewinnt das Spiel mehr Dynamik (was sich aber vor allem dann im Multiplayermodus bemerkbar macht). Gegner werden nun nicht mehr frontal angegriffen, sondern eben gerne mal aus der Luft, oder von Dächern herab. Die Maps gewinnen so mehr an „Tiefe“ und lassen gleich mehrere Wege zum Ziel zu. Von Mission zu Mission ist das Loadout aber anders. Das heißt, dass man nicht immer mit allen Funktionen des Exo-Skeletts sich ins Kampfgeschehen wirft, je nach dem, welchen Fokus die betreffende Mission hat.

Immer mit im Handgepäck, die Multifunktionsgranaten. Neben den herkömmlichen Granaten mit Sprengstoff, gibt es aber nun auch ganz praktische Granaten, die die Gegner rot auf dem Display darstellen (die Wirkung ist allerdings nur von kurzer Dauer), um diese besser im Kriegswirren erkennen zu können, oder effektive EMP Granaten, mit denen man sich lästige Drohnen vom Leib halten kann.

Während der Singleplayer Kampagne kam eigentlich nie wirklich Langeweile auf, noch das Gefühl, dass mit „unfairen Mitteln“ gespielt wird, um die „Spannung“ künstlich zu erhöhen. Zu verdanken ist dies wohl den eher unvorstellbaren Kampfgeschehen (wenn man sich mal die Vorgänger als Beispiel nimmt). All zu leicht wird es auch nicht. Sichere Punkte, an denen man schnell mal in Deckung gehen kann, findet man eher selten. Theoretisch kann der Angriff aus allen Richtungen kommen (und wie auch schon oben angemerkt: Das merkt man deutlich im Multiplayermodus).

Am meisten gefreut hab ich mich allerdings stets auf die Zwischensequenzen und hier besonders auf Kevin Spacey, der den rachsüchtigen, unbeherrschten ATLAS Obermatz Irons verkörpert. Die schauspielerische Leistung (wenn man es so nennen mag) ist ausgezeichnet und die Figur Irons spielt so des öfteren die weiteren Akteure gegen die Wand. Die Gesichtsanimationen (Mimik) in den Filmsequenzen sind eine Wucht (im eigentlichen Gameplay dann nicht mehr so ganz).

Insgesamt ist Call of Duty Advanced Warfare ein Augenschmankerl. Die Lichteffekte sehen teilweise richtig bezaubernd aus. Beindruckend sind Explosionen, oder das daraus resultierende Schimmern der Hitze in der Luft. Für die cinematischen Effekte sorgen zudem Kniffe wie etwa Bewegungsunschärfen und ein leicht „dreckiges Bild“. Im Multiplayermodus verliert dieser Augenzauber ein wenig an Glanz, sieht insgesamt „bunter“ aus und wirkt auch etwas blasser.

Ein wahrer Vorteil ist auch, dass man bei Call of Duty Advanced Warfare auch nur einen Hauptdarsteller hat und die Geschichte nicht wirr von Person zu Person wechselt. Es ergibt sich so ein fester Handelsstrang, mit einer flüssigen Erzählweise. Der Plot ist zwar ein wenig vorhersehbar, die Nebendarsteller teils etwas flach (wie gewohnt) und die Dialoge dementsprechend wirr, aber dennoch schafft es die Story in AW besser zu sein, als in den vergangenen Titeln der Serie.

Im Multiplayermmodus reizt Sledgehammer Games die neuen Möglichkeiten des Exco-Skeletts voll aus. Auch hier hat man das Leveldesign völlig umgekrempelt, um Platz für die neue „Bewegungsfreiheit“ zu schaffen. Insgesamt fühlen sich die Multiplayer Spiele schneller an. Ständig ist man in Bewegung und sucht neue Wege und vielleicht etwas unkonventionelle Pfade, um den Gegner vielleicht aus dem Hinterhalt angreifen zu können. Auf der anderen Seite gibt es weniger sichere Orte, an denen man verschnaufen, oder sich als Spinner verstecken kann.

Klassisches Run and Gun wird somit auf ein neues Niveau gebracht. Sicherlich gab es hin und wieder Abschnitte, die man mit Leitern erklimmen konnte. Doch mit Boost-Jump wird des auf ein komplett neues Level „befördert“. 2 Jahre verbrachte man alleine mit den Entwürfen mit dem Leveldesign… im Singelplayer Modus, als auch (und vor allem) im Multiplayer Part. Es wird also mehr vertikale Action geben, mehr „Tiefe“ wenn man so will.Und der Spieler ist somit auch mit neuen Herausforderungen konfrontiert, denn man kann nicht nur so schnell von oben angreifen, auch der Feind lauert non nicht mehr nur von vorne (oder von hinten), sondern kann ebenso blitzschnell aus der Höhe attackieren. Sicherlich wird es wie immer Spieler geben, die sich einen guten Sniper-Spot suchen, doch dadurch, dass das Siel immens an Geschwindigkeit gewonnen hat und die Möglichkeit bietet, unerwartete Überraschungsangriffe aus der Luft zu starten, werden Sniper vielleicht auch ihre Spielweise umdenken müssen. Um ehrlich zu sein, gefiel mir der Multiplayer Modus richtig gut und auch in den ausgetragenen Testspielen (in denen man natürlich erstmal mit dem Exosuit umgehen lernen musste), fühlte es sich von Anfang an richtig an… richtig gut!

Kernstück des Multiplayer Modus ist natürlich die Charakteranpassung. Die fängt natürlich mit der Wahl des Geschlechts an, geht über die Anpassung Körper spezifischer Charakteristiken (wie man das aus Rollenspielen her kennt), über Kleidung, bis hin zum Loadout freilich. Ganze 13 Slots stehen einem dafür nun zur Verfügung, mit Millionen von unterschiedlichen Kombinierungsmöglichkeiten verschiedener Waffensysteme. Über 20 Milliarden Kombinationen seien laut Schofield denkbar und witzelte, dass es vermutlich während des Probespielens keine 2 gleiche Kombinationen gäbe. Im Prinzip hatte er Recht damit, doch hinsichtlich der neuen Waffentypen (Energiewaffenlaserdingsbums!!11elf), gab es wohl doch den ein oder anderen Mitstreiter, der auf die selbe Idee kam. Dennoch muss man sagen, dass es kaum Vergleichbares gibt, das diesen enormen Umfang von Personalisierung bietet. Selbst in der RPG-Welt und Call of Duty ist immerhin noch ein Shooter, der sich wohl allerdings die „besten Dinge“ eines RPGs entleiht. Wie etwa auch ein Loop-System, in Advanced Warfare „Supply Drops“ genannt, die die Möglichkeit auf neue Ausrüstungsgegenstände bieten (vielleicht sogar mit einer besseren Waffe, die man gerade mit sich herum schleppt, wobei es natürlich Vor und Nachteile des Handling, der Feuerrate, oder Schaden gibt, die es abzuwägen gilt). Sledgehammer Games setzte aber viel Energie ein, um absolute Fairness zu gewährleisten. Egal wie man seinen Spieler kreiert, fundamentale Vorteile gegenüber anderen Einheiten soll es nicht geben. Der Spaß soll nach wie vor im Vordergrund stehen… für alle Spieler… Neulinge, oder „Casual Spieler“ sollen ebenso bei Laune gehalten werden, wie der Harter Zocker.

Neben dem klassischen Multiplayer Modi, hat sich Sledgehammer Games noch ein weiteres Gimmick ausgedacht. In Uplink gilt es darum, den Exosuit so effektvoll und kreativ wie möglich einzusetzen. Heraus kam ein Modus, der ein wenig an Quiddich erinnert, nur ein wenig blutiger, denn es gilt hier, kleine Bälle aufzusammeln, um diese dann im gegnerischen Tor zu versenken. Ebenso neu: Der Koop Modus für bis zu 4 Spieler. Abseits der Story wird man hier in eine Arena gesteckt, in der man gegen Wellen von Gegnern antreten darf.

Fazit:

Wie gesagt: Neu ist die Idee des Exosuits in einem Spiel nicht. Titanfall auf der Xbox One ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ein Multiplayer Spiel aussehen kann, wenn man nicht nur auf der Ebene versucht die Gegner umzunieten, sondern auch unvorhersehbar mal aus der Luft und aus dem Hinterhalt einige Treffer landen kann. Dennoch ist Call of Duty Advanced Warfare seit langer Zeit mal wieder ein guter Vertreter der Serie und dieses Jahr ohnehin der König der Shooter. Und Kevin Spacey spielt seine Rolle als Bösewicht wirklich einzigartig gut.

1 Comment

Schreibe einen Kommentar